Visualisierungstechniken für das Spiel mit großen Gruppen

Die hier gezeigte Visualisierungsmethode wurde maßgeblich von Brandish Gilhelm von Runehammer Games inspiriert. Ein taktisches TTRPG wie D&D ist aufgrund Notwendigkeit vieler Regeln, dem in der Schule herrschenden Zeitdruck und den Schwierigkeiten große Gruppen von Kindern zu motivieren und deren Aktionen und Beiträge zu organisieren, kaum möglich.

Brandish zeigt in seinem Video ICRPG: Core Mechanics auf seine ganz eigene Art und Weise, wie man bestimmte Mechaniken berühmter Rollenspiele wie Dungeons and Dragons mit einem lauten Lacheni n die Tonne klopft und dennoch eine Menge Spaß haben kann. Es ist genau diese Einstellung, die es für das Rollenspiel mit großen Gruppen braucht. Die Genialität findet sich hier nicht in einem neuen Spielsystem, sondern in der Art über Rollenspiel zu denken und dieses umzusetzen.

Brandish nutzt die Macht der Konzepte und unterstützt das Theater of the Mind durch simple Karteikarten auf denen Bilder zu sehen sind, die eher ein Konzept vermitteln, als sich im Detailreichtum zu verlieren. Er nutzt keine Battlemaps, sondern schmeißt wann immer es etwas zu vermitteln oder Lagebeziehungen zu begreifen gilt, zu bekritzelten Karteikarten.

Das gelegte Szenario könnte wie folgt lauten:

"Nach einem langen Marsch durch den Düsterwald, versperrt euch plötzlich ein reißender Fluss den Weg. Eine kleine hölzerne Brücke ist der einzige sichere Weg - die Strömung ist zu stark, um den Fluss zu Fuß zu überqueren. Schon von weitem seht ihr die zwei Ork Wachen die gelangweilt auf ihren Waffen lehnen. Sie bemerken euch, lassen sich von eurer Anwesenheit jedoch kaum beeindrucken."


Offenbar stellen die Orks keine Gefahr dar und die Gruppe kann in Ruhe mit ihnen sprechen und so Informationen über die Umgebung gewinnen. Die Orks erzählen, dass sich gegenüber der Brücke eine alte Ruine befindet die ihnen früher als Camp gedient hat. Seit den ständigen Gnoll Angriffen haben sie das Lager aufgegeben und bewachen die Brücke nur, um die Gnolle daran zu hindern ihr Territorium zu vergrößern. 

Was die Orks verschweigen, ist die Tatsache, dass die Orks bei dem nächtliche Angriff der Gnolle eine Truhe mit wertvollem Inhalt zurücklassen mussten. Aus diesem Grund ist der Rest des Orktrupps auf dem Weg Verstärkung zu holen. 


Dieses Szene ist nicht besonders gut ausgearbeitet, jedoch reicht diese Form der Beschreibung vollkommen aus. Die mit Bauklötze, Seilen und Bildern skizzierte Umgebung hilft den Spielern, eine bessere Vorstellung von der Umgebung und den Lagebeziehungen zu bekommen. Dies unterstützt auch Spieler, die beim zuhören nicht alles mitbekommen haben. 

Für die Visualisierung reichen mit Textilfarben gefärbte Baumwollseile, Jenga-Blöcke und aussortierte Bauklötze in der Regel aus. Alle weiteren Elemente werden dann in Form von Bildern hinzugefügt. Es ist dabei auch eher förderlich, wenn die Bauklötze unbemalt sind und so nicht zu konkrete Konzepte und Informationen über den gezeigten Schauplatz vermitteln. 

Die Fantasie ist weiterhin gefragt und die knalligen Fotos (die in diesem Fall als Tokens verwendet werden) füllen das "Bühnenbild" mit Leben. Es ist natürlich jedem selbst überlassen wie viel Zeit und Energie man in solche Visualisierungstechniken steckt. Da ich immer auch die Praktikabilität im Schulalltag mit bedenken muss, ist die hier vorgestellte Variante ein sehr effizienter Weg, alle möglichen Umgebungen darzustellen und auch die kindliche Freude am Spiel mit Bauklötzen zu nutzen. Das Material, welches ich hierzu benötige,  füllt zwei Regalplätze in einem der bekanntesten Regalserien eines schwedischen Möbelhauses. 


Die Entwicklung eines Fotos kostet heutzutage Centbeträge. So kann ich mir für eine Hand voll Euro hunderte wasserfeste, farbenfrohe und wieder verwendbare Token für meine Teppichbattlemap kreieren.


Das Schöne an dieser Visualisierungsmethode ist die Dynamik. Man kann um das "Spielfeld" herumlaufen, Elemente darauf bewegen und sogar die Umgebung entsprechend der Handlungen der Spieler verändern. Bei größeren Gruppen können alle Spieler gleichzeitig gut sehen, was auf dem "Spielbrett" vor sich geht. 


Die Spielertoken sollten eine andere Form und wenn möglich auch eine andere Farbe haben als Gegenstände, Monster oder Nichtspielercharaktere. Hierfür verwende ich 5 cm Kreis Stanzer. Ich beklebe die Spielertoken beidseitig, sodass auf der einen Seite ein Bild des Spielercharakters zu sehen ist und auf der anderen Seite einen Hinweis darauf, dass der Spielercharakter bereits an der Reihe war. Dies kann über eine Farbkodierung oder ein verblasstes Bild geschehen. 

In diesem Fall habe ich die Token mit Word farbig umrandet. Durch die Umrandung ist es möglich zwischen der roten Seite und der grauen zu unterscheiden. Spielertoken bei denen die rote Seite oben liegt, habe ihren Zug bereits beendet.







Bei Spiel mit größeren Gruppen ist es sinnvoll alle Spielmechaniken zu streichen, die unnötig zeit in Anspruch nehmen. Aus diesem Grund verzichte ich beim Spielen auf das Messen von Entfernungen. Ein Spieler erklärt seine Aktion und die Spielleiter akzeptiert diese oder lehnt diese ab. Der Spielleiter sollte dabei vermehrt darauf achten, ob die Aktionen plausibel sind. Ein Bogenschuss auf ein Ziel, welches direkt neben mir steht ist genauso unsinnig, wie ein Axthieb auf einen Gegner der zehn Meter weit entfernt ist. In diesem Fall müsste der Spieler sich zuerst bewegen und es sollte keine Rolle spielen wie weit der Gegner entfernt ist. Sofern es für einen trainierten Abenteurer möglich ist die Distanz in wenigen Sekunden zu überwinden ist es in Ordnung.

Wünschenswert wäre vielmehr, dass der Spieler seine Aktion genau beschreibt und so ein wenig mehr dazu beiträgt, dass alle die Situation als dynamisch und unterhaltsam erleben. 

"Ich werde ziemlich wütend und hebe meine Axt. Ich nehme Anlauf, brülle laut "RACHEEEEE!" und vermöble den Ork mit meiner Axt!"

Dynamik hilft, Langeweile zu vertreiben - im Spiel mit Kindern sollte alles unternommen werden, lange Diskussionen, Beschreibungen oder Regelerklärungen zu vermeiden. Das Spiel muss laufen!!!

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