"Was möchte ich eigentlich?" Diese Frage stellt im Rahmen meiner Beschäftigung mit dem Thema Rollenspiel in der Schule immer mehr im Mittelpunkt.
Ich will SPIELEN (und dabei Kompetenzen entwickeln)!
Zum Spielen brauche ich Situationen in einer grob definierten Welt. Ich brauche Figuren, die sich der physikalischen Grenzen ihrer Fähigkeiten innerhalb der Spielewelt bewusst sind und mit den Situationen, die ich innerhalb der Spielwelt erschaffe, interagieren. Damit habe ich bereits eine gesunde Basis für Rollenspiel - oder warte...will ich unbedingt Rollenspiel!? Jain!
Natürlich habe ich nichts gegen Rollenspiel, doch ich bin der Meinung Rollenspiel ist das was passiert, wenn man in eine Geschichte abtaucht. Rollenspiel ist nichts, was ich erzwingen kann. Spieler sollen nicht Rollenspielen, weil es von ihnen erwartet wird. Sie sollen Rollenspielen, weil sie tief in die Situation abgetaucht sind und es als logische Reaktion auf ihre Erlebnisse innerhalb dieser Situation einfach tun.
Doch Rollenspiel ist für mich nur das Sahnehäubchen auf der abwechslungsreichen und kreativen Beschäftigung mit Situationen und Problemen. Ein großer Teil meiner Arbeit mit Jugendlichen liegt darin, Situationen gemeinsam anzuschauen, das individuelle Verhalten zu reflektieren (wer hatte welchen Anteil und zu welchem Ergebnis führte die Summe aller Aktionen und Reaktionen) und Alternativen für das Verhalten aufzuzeigen. Oft fehlt es Kindern und Jugendlichen (und nicht selten auch Erwachsenen) an geeigneten Handlungsalternativen. Aus diesem Grund wird lieber auf negative aber bekannte Handlungsmuster zurückgegriffen, ohne dabei zu reflektieren, dass dabei auch immer wieder das alte negative Ergebnis herauskommt.
Wünschen wir uns im wahren Leben nicht auch oft immer eine funktionierende und kreative Problemlösungen für scheinbar unlösbare Probleme parat zu haben? Ist es nicht sinnvoll zu lernen, dass Gewalt zu den stumpfsinnigsten möglichen Lösungen gehört und vor allem für uns selbst schnell zum Problem werden kann?
Bei der Frage wie Rollenspiel im Unterricht einsetzbar ist, möchte ich mich mehr an dem orientieren, was in der Schule funktioniert. Komplexe Rollenspielsysteme liefern
Dieses Spiel geht von der Annahme aus, dass ein "Rollenspiel" nicht aus Büchern gespielt wird. Rollenspiel ist ein dynamischer Prozess der irgendwo und in der Regel durch einen Rollenspielenthusiasten seinen Anfang nehmen muss.
Diese Enthusiasten müssen wir schützen und unterstützen. Wir machen das am Besten durch Rollenspielmaterial, das die Vorbereitungszeit durch Zugänglichkeit, gute Spielmaterialien und Anschaulichkeit auf ein absolutes Minimus reduziert und gleichermaßen Raum für Erweiterung und Improvisation lässt. Hier sind viele Prinzipien aus den alten D&D Tagen unfassbar hilfreich und werden zum Glück durch die OSR Szene auch heute noch diskutiert.
Hinsichtlich der Methoden im Rollenspiele kenne ich keine Tabus. Um zu schauen was funktioniert, müssen wir alles ausprobieren.
Sandbox und Railroading sind hier gute Beispiele. Die Sandbox ist super für Schüler, da sie eine ähnliche Freiheit wie bei MMORPGs bekommen und das Gefühl haben, tatsächlich durch die Welt zu schreiten. Für mich stellt die Sandbox eine extreme Herausforderung dar. Um meine Form der Visualisierung innerhalb einer Sandbox umsetzbar zu machen, brauche ich für jeden möglichen Ort und jede mögliche Situation innerhalb der Sandbox vorbereitetes Material. Mir ist dabei vollkommen egal ob andere Leute der Meinung sind, man könne doch alles improvisieren (was mit einer Gruppe von 8 Schülern im Laufe eines ansonsten völlig normal ablaufenden Schultages aber leider nicht so einfach möglich ist).
Railroading schafft dem Lehrer die nötige Freiheit.
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